Die Augustinerschule blickt auf eine lange Historie zurück – über 450 Jahre!
Hier erhalten Sie Einblicke in die bewegte Vergangenheit unserer Schule.


16. Jahrhundert

Im Jahr 1543 wurde die Augustinerschule als Lateinschule der Stadt Friedberg gegründet. Das war ganz typisch für die Reformationszeit, wie man an ähnlichen Schulgründungen in Frankfurt, Butzbach, Marburg, Kassel, Schlüchtern oder Weilburg sehen kann. So beschloss die Stadt Friedberg, das Barfüßerkloster, das völlig heruntergekommen war, vom Franziskanerorden zu kaufen. Der Rat der Stadt beschloss am 19. April 1543, „das barfusser closter sol zu einem pedagogio zugerust werden“. Dieses Jahr gilt als das Gründungsjahr der städtischen Friedberger Lateinschule. 1581 zog die Schule in das Augustinerkloster um, was der Schule dann ihren Namen verlieh. Über 300 Jahre lang beherbergten die Gebäude in der Augustinergasse die Schule.

Der erste Lehrer der Schule war Magister Hieronymus Hanuoldt, ein Schlesier, der bei Melanchthon in Wittenberg studiert hatte und von diesem auf Anfrage des Burggrafen Johann Brendel von Homburg nach Friedberg geschickt wurde. Zur Erinnerung an diesen Burggrafen hat der Landkreis Friedberg der Schule 1968 zum 425. Schuljubiläum einen Abguss seiner Grabplatte geschenkt, die rechts neben dem Haupteingang am Goetheplatz steht.
Bereits zwei Jahre später erkundigte sich Burggraf Johann Brendel von Homburg bei Melanchthon nach einem zweiten Lehrer und erhielt am 25. März 1545 folgende Antwort:

Dem Edlen und Ernvesten Herrn, Johann Brendel von Homberg dem Eltern, Burggrauen zur Fridburg, meinem gunstigen Herrn. Gottes gnad durch seinen Eingeborenen Son Jhesum Christum unsern heiland zuvor. Edler, Ernvester herr Burggraue, ich hab gern vernomen, das die Schule zu Fridburg ein zimlich anfang hatt, der Ewige gott verleihe seine gnad dazu, und wolle E. Ernveste für diese Wolthatt und furderung nutzlicher studien, auch gnad und hulff erzeigen zu allen sachen, und nach dem E. Ernveste noch ein gesellen begert, hab ich disen Andream von Romhiltt, den dienst in der Schul zu Fridberg anzunemen, angeredt, darann ich nit zweifel das E. Ernveste und andre verstendige ein gut gefallen haben werden, denn diser Andreas ist gutter sitten, wolgelart, und verstendig, so hatt ehr bey vier jarn ander jung volk unterwisen, und hab seer gute hoffnung zu yhm, der Ewige gott verleihe seine gnad dazu, Bitt derwegen Ewr. Ernveste wolle yhn gunstiglich annemen, und yhr die Schul als ein loblicher Regent trewlich lassen beuohlen sein, und wo ich E. Ernveste dienen khann, binn ich dasselbig zu thon willig. datum 25 Martii daran vor 5504 Jarn Adam der Erste mensch geschaffen ist, und an welchem vor 1545 Jaarn unser heiland christus in maria empfangen; und vor 1511 Jarn christus gestorben ist, Der wolle Ewr. Ernveste alle Zeit bewaren, E.Ernveste williger Philippus Melanthon


Die Augustinerschule im 17. und 18. Jahrhundert

Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Stadt Friedberg und auch die Schule schweren Schaden erlitten, so dass umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich wurden.

Zwar war die Schule keine Klosterschule mehr, aber die Religion spielte nach wie vor eine große Rolle.

„Weil das Erziehungsziel religiös fundiert war, weil die Religion lebensbestimmend sein sollte, („wo keine Religion, da ist auch keine Gottesfurcht, keine Unterscheidung von Tugenden und Lastern“) begann jeder Schultag mit Gebet, Gesang und Unterweisung in der christlichen Religion. Am Gebet und Gesang nahmen alle Klassen gemeinsam teil, Dauer: eine halbe Stunde. In der zweiten Halbstunde waren die Klassen getrennt: man las die Heilige Schrift, hergesagt wurde der kleine Katechismus von Luther, wurden Sprüche und Bußpsalmen. Die Schüler der II. Klasse wurden vorbereitet auf die Konfirmation, denen der I. Klasse sollte ein „Vorgeschmack der Theologie“ vermittelt werden. (Benutzt wurde Freilinghausens Compendium. … Der Unterricht begann im Sommer um 6, im Winter um 7 Uhr. Die Vormittagsstunden schlossen um 10 Uhr (Sommer) oder um 11 Uhr (Winter). Um 1 Uhr begann der Nachmittagsunterricht, er dauerte bis 4 Uhr.“ (s. Niederhoff, S. 19) Pensum der III. Klasse: „ Mo, Mi, Do, Sa, 2. Vormittagsstunde: Latein. Wörter werden gelesen, diese müssen gelernt und abgehört werden. Lehrbuch: des Cellarii Liber memorailis. – In der 3.und 4. Stunde wird deutsch und lateinisch gelesen und geschrieben, wird dekliniert und konjugiert. – Latein: „der Anfang des Explicirens ist zu machen.“ – Mo, Si, Do, Fr, Nachmittag: Bibellesen, Fragen aus dem Katechismus, Abhören gelrnter lateinischer Wörter. Mo und Do: Wiederholung des in der letzten Zeit Gelernten. Di, Fr: Deklinieren und Konjugieren (wie vormittags). – Alle 4 Wochen: 1 bis 2 Tage Wiederholung des Gelernten. Nach Gottesdiensten sollen die Schüler „aus der Predigt examiniret“ werden, – sie müssen also gut aufpassen und verzichten auf „liederliche Possen, so sie öfters in der Kirche treiben“.

(s. Niederhoff, S.19)

19. Jahrhundert

Von 1818 bis 1860 war Philipp Dieffenbach Rektor der Augustinerschule. Er wurde bekannt durch den Friedberger Schulversuch, nämlich die „Gemeinsame Musterschule“. Darüber hinaus widmete sich Dieffenbach auch der Friedberger Stadtgeschichte.

In der „Gemeinsamen Musterschule“ hatte er versucht, in den Jahren 1839 bis 1850 in eine Gesamtschule die Lateinschule mit zwei städtischen Volksschulen zu vereinen. In dieser Schule wurden Naturwissenschaften und Französisch neben dem traditionellen Bildungsangebot unterrichtet, Deutsch spielte ebenfalls eine zunehmend wichtigere Rolle. Bald erhob sich aber Protest gegen die Verschmelzung von höherer und elementarer Bildung, die Schule könne auf keinem Gebiet etwas Rechtes leisten, und so wurde daneben ein Privatinstitut gegründet. Dies führte schließlich 1850 wieder zur Trennung der Schulzweige.
Ph. Dieffenbach schreibt zur finanziellen Situation 1819:

Die Augustinerschule entstand als Realschule mit 81 Schülern neu. Sie war moderner als die Lateinschule, hatte aber einen Lateinschulzweig und war Progymnasium. Die Schulabgänger hatten nicht die Hochschulreife, sondern nur die Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Militärdienst. Der Rektor Theodor Goldmann, der Gründer des Friedberger Geschichtsvereins und des Wetteraumuseums, erreichte es, dass 1898 die Augustinerschule ein Gymnasium wurde. 1899 fand das erste Abitur statt. Wie damals üblich ging es auch an der Augustinerschule streng zu, es gab diverse Schulordnungen mit festgelegten Strafen, anders als heute gab es einen Schulkarzer, in dem unbotmäßige Schüler ihre Strafen absitzen mussten. Auch bei den Versetzungen legten die Lehrer der Schule sehr hohe Maßstäbe an:

Schulstrafen 1862 wurde folgende Strafen-Stufenfolge für die Augustinerschüler festgelegt: einfacher Tadel: Strafarbeit scharfer Tadel: einfacher Arrest bis scharfer Arrest (3 Stunden) Verweis: körperliche Züchtigung, Ausweisung, Karzer (schuleigenes Gefängnis). Körperliche Züchtigung sollte nur „bei Rohheit und frechem Benehmen“ (Niederhoff, S. 32) nach Genehmigung durch den Direktor erfolgen. Arrest erfolgte auch sonntags, z.B. für die Teilnahme an „Zechgelagen“, „lautes Stampfen im Unterricht“, „wegen frechen Anrufens aus dem Fenster des Schulhauses über die Straße“, Führen von Mädchen auf dem Eis“ oder das „ungeschliffene Betragen gegen einen Lehrer beim Begegnen auf der Straße“. Die Nichtversetzung in die nächst höhere Klasse wurde – im Vergleich zu heute – in großem Maße vorgenommen: 1866: 42,08% = 15 von 35 Schülern der Klasse II / 1869: 33,3 % = 11 von 33 Schülern der Klasse II / 1886: 23%.

1891 besuchten 300 Schüler die Augustinerschule, die Raumnot war so groß, dass sogar die Wohnung des Direktors als Unterrichtsraum genutzt wurde. So versuchte Direktor Dr. Goldmann, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass ein Neubau der Schule nötig war. Im Jahr 1898 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, der Kölner Architekt Franz Thyriot gewann den ersten Preis. Am 29. Oktober 1899 war die Grundsteinlegung, am 5./6. August wurde die Schule feierlich eingeweiht. Das neue Gebäude, das den Stil der Renaissance nachahmte, hatte 345.000 Mark gekostet. Obwohl die Schule für 730 Schüler berechnet war, gab es schnell erneut Raumprobleme: So musste der Musikunterricht vom Singsaal in die Turnhalle gelegt werden, die naturwissenschaftliche Sammlung in den Keller. Mit dem Einbau von elektrischem Licht begann man 1913/14, aber noch 1927/28 waren nicht alle Räume damit ausgestattet.

Grundriss des damaligen Gebäudes (heutiger A-Bau).

Die Schule im Ersten Weltkrieg

In der Augustinerschule wurde der Kriegsausbruch – wie an vielen Orten in Deutschland – mit „begeisterten Worten froher, stolzer Siegeszuversicht“ begrüßt (laut Jahresbericht, zitiert nach Niederhoff, S.42). Lehrer und Schüler wurden einberufen, viele zogen freiwillig in den Krieg. Eine „Notreifeprüfung“ wurde eingeführt, 1916 waren über 50% des Lehrerkollegiums „kriegstätig“, viele Unterrichtsstunden fielen aus. Auf dem Schulhof exerzierten Rekruten. Viele Sammlungen wurden durchgeführt: Über 72.000 Mark wurden für Kriegsanleihen an der Augustinerschule gezeichnet, gesammelt wurden aber auch Gold, Silber, Abfall, Wildgemüse, Bucheckern, Arzneikräuter, Knochen, Kork, Birkenblätter, Stanniol, Flaschen, Krüge und Bücher für die Soldaten.

Die anfängliche Begeisterung schwand schnell, als die ersten Nachrichten über Brüder, Väter, Mitschüler und Lehrer eintrafen: „Gefallen auf dem Felde der Ehre“ (Niederhoff, S. 43)
Auch nach dem Krieg sind Not und Unterrichtsausfall nicht gleich zu Ende: heimgekehrte Soldaten in der Schule, gestohlene Lehrmittel, Kohlemangel, Oberstufenschüler helfen auf dem Land, geschwächte Schüler erhalten ein Frühstück.


Die Schule in der Weimarer Republik

Die politisch und wirtschaftlich schwierigen Anfangsjahre der Weimarer Republik zeigen sich auch im Alltag der Augustinerschule: So gibt es z.B. während der Inflation 1923 eine Einkaufsgenossenschaft der Lehrer, die Zucker und Mehl einkauft, bevor die Preise das Gehalt aufgefressen haben.
Der neue Staat will auch die Schule reformieren, das Reich hat einen wesentlichen Einfluss auf die Schulgesetzgebung. Schüler und Eltern sollen mehr in die „Schulgemeinde“ einbezogen werden, Staatsbürgerkunde und Arbeitsunterricht werden eingeführt. Schon 1905 war das erste Mädchen aufgenommen worden. Allerdings treffen die Reformen teilweise auf heftigen Widerstand, wie auch die Protokollbücher der Augustinerschule zeigen (s. Niederhoff, S.39).

Anlässlich der Einweihung des Neubaues 1901 waren zum ersten Mal Ehemalige als Spender in Erscheinung getreten. Nach dem 1. Weltkrieg wuchs der Zusammenhalt zwischen den aus dem Krieg heimgekehrten und den entlassenen Schülern, und 1922 wurde die Vereinigung Ehemaliger Augustinerschüler (V.E.A.) gegründet. Diese verfolgt seitdem das Ziel, auch nach der Schulzeit die Verbindung untereinander und zur Schule und ihren Lehrern aufrechtzuerhalten. Seit 1923 wurde der Augustinertag gefeiert, ein Schulfest mit Kommers und ursprünglich auch feierlichem Festakt, Ball- und Sportwettkämpfen, heute gibt es nur noch den Kommers der Ehemaligen. Seit 1926 wird der Kontakt unter den Ehemaligen durch die Zeitschrift „Es war einmal“ aufrechterhalten.

Mit viel Begeisterung führte man an der ASF sportliche Aktivitäten und Ausflüge fort.
Links ist die Stadtstaffel 1928 vor der alten Turnhalle zu erkennen. Eine Innenansicht der gleichen Turnhalle befindet sich rechts.

Schon im 19. Jahrhundert hatte man die Bedeutung von Sport und Ausflügen in die Natur für die Schüler erkannt.
• 1898 1 Tagesausflug, 3 Nachmittagsgänge, 2 Schlittschuhnachmittage
• 1904 Fußballverein der Augustinerschüler
• Teilnahme von 8 Schülern an einer Veranstaltung des Flottenvereins an der Nordsee
• 1908 zweitägiger Ausflug in den Odenwald
• 1921 Turnvereinigung
• 1924 Spielnachmittage der Oberklassen Fests.32

Diesselbe Begeisterung gilt für den Besuch von vielen musikalischen und Theaterveranstaltungen. Auch die Augustinerschüler selbst musizierten, rezitierten und spielten Theater.

Eine wichtige Rolle spielte dabei Direktor Otto Altendorf 1917-27, der zahlreiche politische, literarische und musikalische Veranstaltungen an der Schule durchführte.

Augustinerschulkonzerte zwischen 1919 und 1943, an denen bekannte Musiker mitwirkten: Paul Hindemith, das Frankfurter Symphonie-Orchester und viele andere.

Mit Professor Dr. Karl Schmidt kam es zu großartigen Zusammenarbeit. Auch der künstlerischen

Ausgestaltung der Schule nahm sich der Direktor an, zusammen mit dem Kunstlehrer Ludwig Roth: 1925 ein Fackelträger im oberen Treppenhaus und Gemälde im Treppenhaus und oberen Flur 1923-1936.

Die Schule im Dritten Reich: Nationalsozialismus und Krieg

Die Schüler der Oberklassen stifteten eine Hakenkreuzfahne im Schuljahr 1932/1933. So steht es im entsprechenden Bericht über dieses Schuljahr. Säuberungsaktionen wurden in Büchereien und im Lehrerkollegium durchgeführt, ausgeschieden, was nicht dem „Sinn der nationalen Erhebung“ entsprach, was „undeutsch“ war. Einige Schülervereinigungen wurden aufgelöst (Pfadfinder, Bibelkreis), 1934/35 gehörten fast alle Schüler der Hitlerjugend an. Die Schüler jüdischen Glaubens, die die Schule besuchten, waren seit 1935 von jeder weiterführenden Bildungsmöglichkeit ausgeschlossen.

Jahrjüdische Schüleralle Schüler
190354414
191439411
192131551
193215524
193313362
19344?
19351?
19360?

Belohnt wurde dagegen, wer für den „deutschen Geist“ gekämpft hatte: So wurde ein Schüler – trotz des Widerstands der Lehrer – durch das Ministerium „mit Rücksicht auf seine vaterländische Betätigung“ nachträglich versetzt. Die HJ wurde neben Elternhaus und Schule zur dritten Erziehungsmacht. An Samstagen fanden Übungen zum Gelände- und Wehrsport statt. Vor dem Unterrichtsbeginn gab es eine Morgenfeier mit Körperschule. Im Unterricht spielten Familien- und Ahnenkunde, Rasse- und Vererbungslehre eine große Rolle.

Lehrer wurden in Schulungslagern in Mainz im Sinne des Nationalsozialismus beeinflusst, sie unternahmen „Gefolgschaftsausflüge“ und treue Dienste wurden mit dem „Treuedienstehrenzeichen“ im Namen des Führers belohnt.


Die Schule im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg waren die Belastungen, die sich in der Schule bemerkbar machten, viel gravierender als im Ersten. Schon Ende August 1939 waren elf Lehrer eingezogen. Im Unterricht sollte der Krieg als völkische Notwendigkeit herausgestellt werden. Es gab Themen wie „Front und Heimat“, „Ewige deutsche Infanterie“ oder „Im Wehrertüchtigungslager“. Oft war der Unterricht im Winter durch Kohleferien beeinträchtigt, später dann auch durch häufigen Fliegeralarm, am Ende fast täglich.

Viele Schüler der Oberstufe wurden als Flakhelfer eingesetzt.

Die Wehrmacht beschlagnahmte Räume der Schule, zum Schluss standen nur noch das Kartenzimmer und die Lehrerbibliothek zur Verfügung. Zwei Augustinerschüler wurden als Meldefahrer im Auftrag der HJ bei einem Luftangriff getötet.
Am 16. September 1942 diente die Schulturnhalle als Sammelstelle für die Friedberger Juden vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager.
Die Schule wurde im Krieg nicht zerstört, aber die Fenster und die Turnhalle wurden schwer beschädigt und ein Teil der Inneneinrichtung geraubt oder zerstört. 1945 blieb die Schule sieben Monate geschlossen.


Die Schule in der Bundesrepublik

„Die Schwierigkeiten dieses Neubeginns nach dem verlorenen Krieg und der Zeit des Nationalsozialismus wurden verstärkt durch die Notwendigkeit und den Willen zu politischer und geistiger Veränderung, die besonders im Bereich der Schule und Erziehung erfolgen musste und große Auswirkungen hatte.“ (Kreuzer, S.86)

Nach vorübergehender Einquartierung amerikanischer Besatzung begann der Unterricht unter Schwierigkeiten am 5.11.1945. Wegen der schlechten Ernährungslage wurde Schulspeisung ausgegeben.
Der Direktor war von der Militärregierung des Amtes enthoben worden, 13 Lehrer im Zuge der Entnazifizierung entlassen worden, es gab nicht genügend Lehrer und Unterrichtsverkürzung. Nach dem Krieg holten ehemalige Soldaten in Sonderlehrgängen das Abitur nach, da die Reifevermerke ab 1943 nicht anerkannt wurden.
In den 50er Jahren normalisierte sich das Schulleben und entwickelte sich allmählich zu der heutigen Form. Seit 1950 wird die Schule finanziell durch den Verein der Förderer der Augustinerschule unterstützt, seit 1951 werden Referendare ausgebildet.

1958 wurde der Naturwissenschaftliche Erweiterungsbau (N) und 1965 der Erweiterungsbau (E) mit einer zweiten Turnhalle errichtet.
Seit 1968 besuchen Mädchen wie Jungen die Augustinerschule, zuvor gab es Mädchen nur im Bereich des Altsprachlichen Gymnasiums. Da die Räume nicht mehr ausreichten, wurden das Haus des Handwerks und andere Gebäude angemietet. Seit 1956 gab es einen mathematisch-naturwissenschaftlichen und einen neusprachlichen Zweig. Das Altsprachliche Gymnasium, die alte Lateinschule, bestand bis zum Abiturjahrgang 1978 fort. In den 70er Jahren wurden das Kurssystem und schließlich die heutige Gymnasiale Oberstufe eingeführt.

Seit 1979 können Schüler:innen Französisch als erste Fremdsprache wählen, seit 1983 gibt es das Fach Informatik. Seit den 80er Jahren kann man an der Schule auch Spanisch, Italienisch und Russisch lernen. Im 21. Jahrhundert gibt es für das Fach Englisch bilingualen Unterricht und die Möglichkeit, Musik als Schwerpunkt zu setzen.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts begann auch eine weitere große Baumaßnahme der Schule: Es entstand ein komplett neuer E-Bau, der Altbau wurde renoviert und eine neue Schülerbibliothek mit Arbeitsplätzen eingerichtet, der N-Bau wurde ebenfalls saniert und modernisiert und mit dem neuen E-Bau verbunden, das Außengelände wurde neu gestaltet und für die Oberstufe um den Goetheplatz erweitert.
Hans Wolf, Historiker und ehemaliger Studienleiter der Augustinerschule fasst die Geschichte der Augustinerschule so zusammen: „Über 450 Jahre Schulgeschichte zeigen, dass die Friedberger Augustinerschule ein Spiegelbild der jeweiligen politischen, sozialen, geistigen und pädagogischen Gegebenheiten darstellt und ihren Anforderungen stets gerecht wurde.“ (Wolf, Homepage)


Bibliographie:
Festschrift Augustinerschule Friedberg, Friedberg 1973
• Kroh, Paul: Die Augustinerschule im Neuen Haus, Geschichte der Schule von 1901 bis 1945, in: Festschrift Augustinerschule Friedberg, S. 25-84
• Mit Augustinergruß und „Heil Hitler“ Die Augustinerschule und Friedberg im Dritten Reich, überarbeiteter Katalog zur Ausstellung vom Juni 1993, Friedberg, 1993
• Niederhoff, E.Robert: Augustinerschule Friedberg in Hessen – Aus vergangenen Tagen, Friedberg, 1968
• Dieffenbach, Professor Dr. Ph.: Nachrichten über die Augustinerschule zu Friedberg in Hessen, Giessen 1825 (digitale Ausgabe)
• Wolf, Hans: Geschichte der Schule, auf der Homepage der Augustinerschule, https://wwaugustinerschule.de/startseite/unsere-schule/schulgeschichte vom 18.1.2012 Der erste Teil dieser Schulgeschichte (16.-19.Jhd.) folgt stark der früheren Darstellung von Hans Wolf.