Paul Kiesow, Luisa Lenser und Sonja Schnabel ziehen Zuhörerschaft in den Bann
In der Aula der Augustinerschule stellten drei Preisträger des OVAG-Jugendliteraturpreises ihre selbst verfassten Werke im Rahmen einer interessanten und unterhaltsamen Lesung vor. Für die drei jungen Gewinnerinnen und Gewinner war die Lesung dabei ein Heimspiel, da sie alle das Friedberger Gymnasium besuchen.
Der OVAG-Jugendliteraturpreis ist ein Wettbewerb, bei dem Jugendliche im Alter zwi-schen 14 und 23 Jahren eigene, frei verfasste Texte einreichen können, die anonym be-wertet und aus denen 20 Preisträger ermittelt werden. Ziel der Lesung war es nicht nur, die Werke vorzustellen, sondern auch neue Jugendliche für den Wettbewerb der OVAG zu begeistern und zu gewinnen.
Im Rahmen eines Workshops werden die Texte der Preisträger in Kleingruppen gemein-sam mit Lektoren überarbeitet. Die drei Vertreterinnen und Vertreter der ASF selbst äu-ßerten sich sehr positiv über diesen Workshop und berichteten, dass sie viel für sich mitgenommen und so von diesem profitiert hätten. Darüber hinaus beinhaltet der Work-shop auch ein Sprechtraining, da die Preisträger die Möglichkeit erhalten, ihre Werke im Rahmen einer Lesereise vorzustellen. Die sehr abwechslungsreichen Texte aller Preis-träger werden zudem in dem Buch „Gesammelte Werke“, das bei der OVAG und im Buchhandel erhältlich ist, veröffentlicht.
Den Anfang an jenem Vormittag machte Paul Kiesow mit seiner beeindruckenden Ge-schichte „Die Rast“: Darin arbeitet eine unbekannte Frau eine scheinbar endlose Schicht an einer Autobahnraststätte. Sie macht diesen wegen der Kunden ermüdenden und anstrengenden Job hauptsächlich für ihren alten Vater, für den sie sorgen muss. Durch die verschiedenen Kunden erfährt man von ihrer Wut und Verzweiflung, ihrem Hass und Neid auf ein erfülltes Leben, das ihr selbst verwehrt bleibt. Hinter der Ge-schichte verbergen sich die sieben Todsünden und die Frage, was den Menschen böse macht.
Anschließend präsentierte Luisa Lenser ihre sehr gelungene Erzählung „Kratzen, Beißen, Bellen“. Die Geschichte handelt von Jona, den der Leser durch dessen Alltag begleitet. Neben Dingen wie dem Erledigen von Einkäufen oder Treffen mit Freunden möchte Jona der Stadt und seinen Problemen entfliehen. Bei seinen Handlungen und Aktivitäten fol-gen ihm immer mehr Hunde, die er als nervig und dumm empfindet. Er will sie loswer-den, doch am Ende folgen ihm elf Tiere, die sich nicht von ihm abbringen lassen. Trotz seines Hasses auf die Hunde, der sich durch die ganze Geschichte zieht, nimmt er sich der Tiere am Ende an und lässt sie in seine Wohnung.
Als letzte Autorin las die 15-jährige Sonja Schnabel ihre faszinierende Geschichte „…und er lief“ vor. Darin geht ein Mann eine Straße entlang, die in eine rechte und eine linke Seite aufgeteilt ist. Die rechte Seite besteht aus Mustern von Licht und Dunkelheit, während die linke als Nichts beschrieben wird. Es geht um bewusste Gedanken, um den Drang, nicht zu denken, um das Vergehen sowie den Stillstand der Zeit und um das Vo-ranschreiten. Die Geschichte endet mit dem Selbsthass der Figur, der durch einen selbstverschuldeten Autounfall erklärt wird.
Nach der Präsentation der Texte konnten die Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen die drei Gewinnerinnen und Gewinner zu den Texten, zum Schreiben und zum Workshop interviewen. Es folgten viele interessierte Fragen zu ihren Schreibintentionen, der persönlichen Motivation, dem Durchhaltevermögen und zu ihrer Zukunft. Auf Nachfrage erklärten Luisa, Sonja und Paul, dass keiner der Texte von persönlichen Erlebnissen geprägt sei. Während Sonja und Paul allerdings durch ein Bild inspiriert worden seien, sei Luisas Idee ohne äußeren Impuls entstanden. Alle drei Preisträger könnten sich auch eine Zukunft als Schriftsteller vorstellen. Die Leistungen wurden abschließend vom Publikum mit großem Applaus gewürdigt, der hoffentlich sowohl die Preisträger als auch die Neulinge motiviert, weitere oder erste Texte zu verfassen.
Rieke Lötzbeyer