Im Juni 2025 unternahmen alle 10. Klassen der Augustinerschule einen Ausflug in das Gebiet zwischen Geisa und Rasdorf, um sich vor Ort mit der Geschichte des „heißesten Punkts im Kalten Krieg“ an der ehemaligen innerdeutschen Grenze auseinanderzusetzen. Dieser „Observation Post Alpha“, kurz „Point Alpha“, liegt an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen, östlich von Fulda, und ist heute eine Gedenkstätte, welche die Zeit des Kalten Krieges authentisch darstellt. Point Alpha präsentiert nicht nur die Geschichte der Konfrontation der beiden Machtblöcke mit dem Aufbau einer berüchtigten Grenzanlage, sondern auch das Leben an und mit der Grenze aus Sicht der Bevölkerung.
Zuerst besichtigte die Schulgruppe das „Haus auf der Grenze“. Dies ist ein Museum, welches auf dem ehemaligen Kolonnenweg errichtet wurde. Die Ausstellung greift Themen wie „Freiheiten!“, „Die Staatsgrenze der DDR im Kalten Krieg“ und „Vom Todesstreifen zur Lebenslinie“ auf, die den Schülerinnen und Schülern durch die aufschlussreichen Ausführungen des Guides besonders spannend – und auch emotional – nähergebracht wurden.
Danach erkundete man das ehemalige Grenzgebiet. Entlang eines Kolonnenwegs war noch ein doppelter Stacheldrahtzaun zu erkennen, dessen Reihen in einem Abstand von etwa drei Metern verliefen. Dieser Zwischenraum markierte das ehemalige Minenfeld. Allein die heute noch im Originalzustand erhaltenen Zäune vermittelten eindrucksvoll, wie unüberwindbar und zugleich bedrückend diese Grenzanlage einst gewirkt haben muss und auch heute noch wirkt.

Den nächsten Punkt der Führung stellte das US-Camp dar, wobei die Konfliktgeschichte des Kalten Krieges einmal mehr mittels einer spannenden Ausstellung vermittelt wurde. Trotz alledem steht der Ort auch für Versöhnung. Noch heute wird hier der Point-Alpha-Preis übergeben. Ein großes Bild mit George H. W. Bush, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl erinnert an die ersten Preisträger.
Der Ausflug endete schließlich mit einem Gespräch mit einem Zeitzeugen in Person von Berthold Dücker, welcher als 16-Jähriger 1964 in den Westen geflüchtet war. Die persönliche Geschichte des berühmten deutschen Journalisten war ebenfalls sehr emotional und damit mitreißend. Es ist seiner besonderen Initiative zu verdanken, dass die Gedenkstätte ihre heutige Gestalt erhalten hat. Seine Geschichte berührte und bewegte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer sehr und öffnete diesen aufgrund der von Dücker immer wieder angestellten aktuellen Bezügen auch ein wenig die Augen: Keiner sollte gezwungen sein, sein Heimatland verlassen zu müssen! Besonders im Kopf hängengeblieben sind einigen darüber hinaus auch dessen Schilderungen, wie sich Menschen in der DDR gegenseitig ausspionierten, um sich
selbst „in einem gutem Licht“ erscheinen zu lassen. Natürlich traf dies nicht auf jede Person zu, allerdings zog der Zeitzeuge hierbei seinen Mathematiklehrer heran, welcher als Spitzel agierte und jüngere Kinder gezielt ausfragte, die den Ernst der Situation nicht erfassen konnten und somit viel schneller das weitergaben, was zuhause erzählt wurde. Für Dücker steht fest, dass alle Diktaturen nach ähnlichen Mechanismen funktionieren: Sie nutzen die Freiheit der anderen, um an die Macht zu kommen und diese zu erhalten! Dass dies zu Grenzen und gegenseitigem Misstrauen führen konnte, zeigte der Ausflug der Friedberger Gymnasiasten zur Gedenkstätte Point Alpha mit seiner ehemaligen Grenzanlage sehr eindrücklich und ließ damit einen brisanten Teil der jüngeren deutschen Geschichte ein ordentliches Stück weit lebendig werden.
Lorena Syrbe (10b)