Anne Michel (l.) und Monika Keil (r.) sowie Gila Goltz an der Augustinerschule pensioniert
Eigentlich sollten die drei Damen bereits zum Ende des ersten Halbjahres feierlich in den Ruhestand verabschiedet werden, doch da machte der Brand im Keller des E-Baus dem Ganzen einen dicken Strich durch die Rechnung. So mussten Monika Keil, Anne Michel und Gila Goltz einige Monate warten, bis die entsprechende Zeremonie durchgeführt werden konnte.
Und dem Fakt, dass die dem Berufsleben folgende Phase häufig als „Unruhestand“ bezeichnet wird, trug Gila Goltz Rechnung und konnte aufgrund von Urlaubsverpflichtungen nicht an der Verabschiedung teilnehmen. Die Lehrerin für Erdkunde und Musik hat vor allem durch ihre grandiosen Konzerte mit dem Schulchor, für den sie fast ihre komplette Dienstzeit an der Augustinerschule von knapp 15 Jahren verantwortlich zeichnete, Spuren hinterlassen. Dementsprechend emotional war sie in ihren Fachschaften „pünktlich“ verabschiedet worden.
Über eine Dienstzeit von 15 Jahren kann Anne Michel nur milde lächeln, war sie doch seit 1979 an der ASF, also schier unglaubliche 43 Jahre. Damit erlebte sie fünf verschiedene Schulleiter, den aktuellen, Dr. Detlef Zschiesche, hatte sie in den 80er-Jahren sogar selbst in ihrem Fach Kunst unterrichtet. Zu dieser Zeit unterrichtete sie mit Textilem Gestalten und Werken sogar noch zwei Fächer, die längst nicht mehr auf der Stundentafel zu finden sind. Dementsprechend wurde Michel von der Personalratsvorsitzenden Birgit Kuhn zurecht als „letzte Bastellehrerin“ bezeichnet. Ferner attestierte ihr Kuhn, sehr verlässlich, aber auf den ersten Blick „spröde und irritierend direkt“ gewesen zu sein. Schon der zweite Blick gestaltete sich erheblich positiver, so dass sich mittlerweile eine echte Freundschaft entwickelt habe. Auch die Schülerschaft konnte sich glücklich schätzen, über die Jahrzehnte hinweg theoretisch und praktisch fundierten Kunstunterricht erhalten zu haben. Die eindrucksvollen Ausstellungen beim Tag der Offenen Tür legten davon Zeugnis ab. Übergangslos mag die bis dato dienstälteste Lehrerin die Schule übrigens nicht verlassen und steht ihr bis auf Weiteres als Vertretungslehrkraft zur Verfügung.
Monika Keil war nach ihrem 2. Staatsexamen 1987 in Bad Vilbel zunächst auf dem sozialen Sektor aktiv, indem sie beispielsweise für den Kinderschutzbund in Wetzlar oder in einer psychiatrischen Kinderklinik arbeitete und Sprachkurse für Ausländer und Asylbewerber gab. Sie hatte also schon reichlich Lebenserfahrung gesammelt, als sie nach zehn Jahren an einer Schwalbacher Schule 2004 nach Friedberg kam, um dort ihre Fächer Deutsch und Ethik zu unterrichten. Der angesprochene Umgang mit Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen, prägte auch ihre Arbeit an der ASF, insbesondere den Umgang mit den ihr Anvertrauten. PR-Mitglied Christian Becker charakterisierte sie dementsprechend als zugewandt, freundlich und ruhig, aber mit einem kritischen Blick auf ihre Umgebung und einer klaren Haltung. Ethik-Fachsprecher Michael Kohler bescheinigte Keil einen „strukturierten Unterricht mit klar definierten Anforderungen“ in einem Fach, zu dessen Professionalisierung sie seit 2004 als „Pionierin“ erheblich beigetragen habe. Nach ihrer Pensionierung wird sie als zertifizierte Trauerrednerin ihr Einfühlungsvermögen an anderer Stelle sicherlich gut einzusetzen wissen.
Heiko Weber