als Werbung für die Teilnahme am diesjährigen 17. OVAG-Literaturpreis
Am 20. Februar 2020 fand in der Aula der Augustinerschule eine Lesung der drei Preisträgerinnen des Vorjahres statt. Dies war eine von insgesamt 23 Veranstaltungen, die in Schulen der Landkreise Wetterau, Vogelsberg und Gießen stattfinden, um junge Menschen zwischen 14 und 23 Jahren zu ermutigen, ihr Talent bei der Teilnahme an diesem Wettbewerb unter Beweis zu stellen. In seiner Einführung versuchte Andreas Matlé, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der OVAG, durch direkte Ansprache die anwesenden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 für das Verfassen eigener Geschichten zu gewinnen.
Die erste Preisträgerin war Julia Guissouma, die aus ihrer Geschichte „Ein Mann in Grau“ vorlas.
Die Ballett-Tänzerin Valerie, die nach ihrem Training in ihr Lieblingscafé geht, sieht dort einen ganz in Grau gekleideten Mann, von dem sie sich beobachtet fühlt. Dieser Mann ist der Witwer Victor, der als Dirigent arbeitet. Er wirkt unnahbar.
Nachdem Valerie das Café verlassen hat, muss sie an Victor denken, obwohl die beiden nicht einmal miteinander gesprochen haben. Trotz Victors Unfähigkeit, sich Gesichter gut merken zu können, erkennt er an einem anderen Tag Valerie auf der Straße wieder. Als ihr Ex-Freund Theo ihr dann kurz vor ihrer Wohnung auflauert, schreitet Victor ein und begleitet sie nach Hause. Dort gibt er ihr dann eine Freikarte für eines seiner Konzerte. Sie entscheidet sich hinzugehen und sieht ihn dort erneut. Während des Konzerts muss sie weinen, weil sie so gerührt von der Musik ist.
Nach dem Konzert möchte sie ihm eigentlich für die Karte danken, doch sie traut sich nicht, ihn anzusprechen.
Als Zweite war die zwölfjährige Helen Mehr an der Reihe. Die junge Autorin hatte 2019 als jüngste Teilnehmerin sogar unter der eigentlichen Altersgrenze von 14 Jahren teilgenommen und sogleich eine Auszeichnung gewonnen.
In Helens Geschichte geht es um ein Schulmädchen, das zufällig herausfindet, dass es über magische Kräfte verfügt. Im Verlauf der spannenden Handlung entdeckt sie außerdem, dass ihre beste Freundin, mit der sie viel Zeit verbringt, in Wahrheit ihre Halbschwester ist, die ebenfalls magische Fähigkeiten hat.
Nach ihrer Lesung berichtete Helen noch von ihrem Faible für Fantasy-Geschichten und ihrem Entschluss, eine eigene Geschichte einzureichen. Der Preis bestand nicht nur aus der Veröffentlichung ihrer Geschichte, sondern auch aus einem Schreibworkshop, den sie inzwischen mit Begeisterung absolviert hat.
Den Abschluss bildete die ebenfalls im Vorjahr prämierte Geschichte „Das letzte Leben“ von Patrizia Krug, die inzwischen Jura studiert.
Darin geht es um die bereits mehrfach verstorbene Fauna, die im Jenseits auf ihren letzten Lebenseinsatz wartet, um dann als Senatorin weiterexistieren zu können. Derzeit wohnt sie als Geist auf einem Friedhof und wartet auf die Zuteilung ihres neuen Lebens, zu dem sie in ein Lebensbuch einen Lebensweg schreiben muss. Sie erhält nur wenige Eckdaten und ihre Aufgabe besteht aus deren chronologischer Ausschmückung, damit dann ein ganzer Lebensweg entsteht. Allerdings muss Fauna mit Entsetzen feststellen, dass einer ihrer vorgegebenen Eckpfeiler ist, dass sie einen Mord begehen soll. Sie versucht sich dagegen zu wehren, hat aber dabei keinen Erfolg. Einmal gesetzte Eckdaten können nicht mehr verändert werden und ein Mord verwehrt Fauna endgültig den Aufstieg zur Senatorin und damit der höchsten Stufe ihrer Existenz. Allein eine Klausel, „Ein Eckpfeiler geht nicht über den Willen des Menschen“, könnte ihre Rettung sein. Fauna ist daraufhin ziemlich entmutigt und wendet sich mit ihrem Problem an ihre Freundin Vera, die bereits alle Leben durchlaufen hat. Diese rät ihr, ihr Lebensbuch so zu schreiben, dass ihr neues Ich zwischen den negativen Eckpfeilern so viele positive Erlebnisse durchleben wird, dass konsequenterweise ein Mord nicht mehr stattfinden kann.
Fauna könnte doch noch eine Chance haben…
Alle drei Lesungen vermochten das Publikum auf sehr unterschiedliche Weise zu beeindrucken.
Die erste Geschichte bestach durch den Perspektivenwechsel der Protagonisten, sodass sich die Zuhörer und Zuhörerinnen sehr gut in die jeweilige Person hineinversetzen konnten. Bei der zweiten Lesung verblüffte das Alter der Autorin, damals 11 Jahre alt, in Bezug auf den schon ausgereiften Schreibstil. Bei der letzten Geschichte wurde man zum Nachdenken über das Leben, die eigene Gestaltungsfreiheit und vielleicht auch über das „Danach“ angeregt.
Trotz der Unterschiedlichkeit der Werke wirkte das Publikum bei jeder vorgelesenen Geschichte sehr interessiert, was u.a. an den zahlreichen Nachfragen und positiven Bemerkungen deutlich wurde. Vielleicht kann diese Lesung doch den einen oder anderen motivieren, sich an dem nächsten OVAG-Jugend Literaturpreis mit einem eigenen Werk zu beteiligen. – Insgesamt eine sehr spannende und gelungene Veranstaltung!
Christian Engel, Nele Niehues, Emily Schalow (alle Klasse 10e)