Wer in den vergangenen Wochen über den Schulhof der Augustinerschule Friedberg gegangen ist, hat zuweilen höchst merkwürdige Laute und Geräusche aus dem oberen Stockwerk vernehmen können: Manchmal waren Instrumente und auch Ausschnitte aus bekannten Musikstücken zu hören, manchmal konnte man aber auch den Eindruck gewinnen, dass eher Instrumente zerlegt werden als dass mit ihnen musiziert wird.
Der Grund dafür liegt an einem besonderen Projekt: Die Klasse 6a ist als eine von wenigen Schulen Hessens und Thüringens ausgewählt worden, am diesjährigen Projekt „Response“ der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main teilzunehmen. Bei diesem Projekt werden die Schülerinnen und Schüler selbst als Komponisten und gleichzeitig als Interpreten ihrer eigenen Musik tätig.
Unter dem diesjährigen Motto „Klang(t)räume“ entwickelte die Klasse eine Antwortkomposition auf das Stück „Imaginary Landscape I“ (1939) des bedeutenden zeitgenössischen amerikanischen Komponisten John Cage, in welchem perkussive Klänge von Schlaginstrumenten und Klavier mit elektronischen Klängen verbunden werden.
Unterstützung erhielten die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Arbeit von dem Komponisten Philipp Dragic und der Cellistin Anka Hirsch, die als Teamer von der Musikhochschule Frankfurt in die Klasse geschickt worden sind, und ihrem Klassenlehrer Michael Ernst, der sich ebenfalls als Cellist auch immer wieder mit Neuer Musik auseinandergesetzt hat. Nachdem die Klasse zunächst viele Klänge experimentell erarbeitet hatte, wurde eine Konzeption für eine Stück angelegt, welchem die Klasse den Titel „Zwei Traumwelten“ gab. Diese Komposition folgt auf der einen Seite einer strukturellen Form und ist auf der anderen Seite aber improvisatorisch und experimentell angelegt und zeigt eben die zahlreichen unterschiedlichen Facetten, die Träume haben können.
Mit dem Erstellen der Komposition ist das Projekt aber nicht am Ende, es geht danach darum, die Eigenkomposition auch einem Publikum vorzustellen. Dazu fuhr die 6a am 2.7.2022 nach Frankfurt, denn das Response-Projekt wird seit Jahren auch von der Alten Oper unterstützt, wo auch dieses Jahr wieder die Abschlusskonzerte stattfinden konnten. So trat die 6a im Mozart-Saal gemeinsam mit Klassen anderer Schulen und einem Ensemble der Musikhochschule auf, welches das Referenzwerk von John Cage aufführte. Für die Beteiligten war es neben der Tatsache, auf einer solchen Bühne zu stehen und zu musizieren, sehr spannend, zum einen die Antwortkompositionen der anderen Klassen zu erleben und das großartig musizierte Werk von John Cage auf sich wirken zu lassen und mit dem eigenen Stück in Beziehung zu setzen.
Für die 6a ging mit dem Konzert in einem der wichtigsten Konzerthäuser Europas ein spannendes und lehrreiches Projekt zu Ende.
Text: Michael Ernst