Glänzende Solisten, vielversprechender Nachwuchs und ein Chorgastspiel

Titelbild: Esko Rieck, Solist am Violoncello, im Hintergrund Michael Ernst, Dirigent und Gesamtverantwortlicher, sowie ein Teil des Orchesters

Abwechslungsreiches Orchesterkonzert der Augustinerschule in Heilig-Geist-Kirche – Abiturjahrgang ‘23 reißt Lücken

Gegen Ende des Schuljahrs warten stets diverse Höhepunkte auf die Angehörigen der Augustinerschule, die man vor allem in der Corona-Zeit schmerzlich vermisst hatte. Ein solcher ist schon seit Jahrzehnten das große Konzert des Sinfonie-Orchesters, das traditionsgemäß in der Friedberger Heilig-Geist-Kirche angesetzt ist und auch diesmal wieder regen Zuschauerzuspruch fand.

Im Namen der Schulleitung begrüßte Dr. Jochen Berger die Anwesenden, voller Freude über „einen der Tage, an dem wir als Schulgemeinde zusammenkommen.“ Trotz der großen Vorfreude verlieh er seiner Melancholie Ausdruck, da das Konzert auch immer gleichbedeutend mit Abschied sei, denn jedes Jahr gingen die „Großen“, sprich die erfahrensten Kräfte des Orchesters, nach ihrem Abitur von Bord. Dieses Mal betreffe es gleich ein halbes Dutzend, das der Schule anvertraut worden sei, „als die Kinder so groß wie eine Parkuhr waren.“

Mit Luca Schulz stand gleich beim ersten Stück, der Suite für Solopauker und Orchester von Nils Rohwer, einer der Abiturienten im Fokus. Jener agierte unter den anerkennenden Blicken von Michael Ernst, seines Zeichens Dirigent des Ensembles und Gesamtverantwortlicher, hochkonzentriert und spielte sein Instrument dynamisch, aber angenehm zurückhaltend.

Im Anschluss kam es zu einer Premiere, denn nie zuvor war das jeweilige Vororchester für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 während des Konzerts des Sinfonie-Orchesters aufgetreten. Der Nachwuchs gab vier kurze, aber durchaus nicht einfache Stücke zum Besten und erntete dafür reichlich Applaus.

Der 1. Satz von Mozarts Hornkonzert Nr. 3 Es-Dur markierte den Einsatz des zweiten Solisten: Felix Wolf vermochte es gekonnt, von einem sanften Streicherteppich untermalt, die Stimmung des getragenen Stückes zu transportieren.

Bei George Bizets L’Arlésienne-Suite Nr. 1, der wohl längsten und anspruchsvollsten Komposition des Abends, stand dann das komplette Orchester auf der Bühne und agierte wie aus einem Guss.

Weitere Höhepunkte sollten folgen: Begleitet von den Streichern und einigen Bläsern spielte Nina Kraft beim 1. Satz von Carl Stamitz Flötenkonzert G-Dur op. 29 im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrem Instrument – ein begeisternder Auftritt! Nicht weniger beeindruckend war der anschließende 1. Satz des Violoncello-Konzerts d-Moll von Édouard Lalo, denn Esko Rieck überzeugte nicht nur durch seine akzentuierte Darbietung, sondern auch dahingehend, dass er das komplexe Stück komplett ohne Noten spielte.

Dass an diesem Abend so ziemlich alles, was der Fachbereich Musik der ASF zu bieten hat, aufgefahren wurde, zeigte sich, als unter Leitung von Corinna Meyer der Große Chor der Jahrgänge 8 bis 13 vor den Altar trat und unter Mitwirkung von Streichinstrumenten, Flöten und Hörnern „Baba Yetu“ (Christopher Tin) interpretierte.

Wer dachte, dass es das gewesen sein sollte, sah sich getäuscht: Die scheidenden Abiturientinnen und Abiturienten setzten Libertango von Astor Piazzolla in Szene, das Michael Ernst zwar arrangiert hatte, aber nicht dirigierte. Jeder spielte ein anderes Instrument, was für einen eigenwilligen, hörenswerten Kontrast zum restlichen Programm sorgte.

„The Winner Takes It All“, gleichzeitig Motto des diesjährigen Abi-Jahrgangs, wurde mit Nina Kraft von der wohl jüngsten Dirigenten, die das Orchester in seiner langen Geschichte je gesehen hat, geleitet, bevor der Maestro zum Dirigentenpult zurückkehrte. Zum abschließenden James Bond-Medley tat er dies stilgerecht mit einem Martini in der Hand – selbstredend geschüttelt, nicht gerührt.

Quittiert wurde der überaus gelungene Abend mit Standing Ovations der gesamten Kirche. Einige verdrückten sicherlich hier und da ein Tränchen, als sich die Q4er mit einem gemalten Porträt ihrer selbst von Michael Ernst und dem Orchester verabschiedeten.

Heiko Weber