Politikverdrossenheit, Rechtsruck, Untergangsszenarien: So können die Beziehungen vieler Jugendlicher zu dem Thema Politik beschrieben werden. Egal, ob es ein weiterer Twitter-Skandal durch Trump, die internationale Anti-Medien-Bewegung oder die scheinbar allgegenwärtige Sorge des Klimawandels ist – als Jugendlicher denkt man heutzutage eher ungern an Politik und Zukunft.
Die Schülervertretung der Augustinerschule Friedberg, könne und wolle sich damit nicht abfinden. Deshalb veranstaltete sie, auch anlässlich der hessischen Landtagswahlen am 28.10.2018, eine sogenannte U18-Wahl. Damit erhielten auch Schüler*innen die Möglichkeit, eine Partei zu wählen, die sie im Landtag sehen möchten. Intention war, bei der Schülerschaft nicht nur eine tiefere Auseinandersetzung mit aktueller Politik zu erwirken, sondern auch die Arbeit an einer eigenen Zukunftsvision zu schärfen.
Die Ergebnisse dieser Wahl mögen für manche überraschend sein – für andere stellen sie aber dar, wie Politik in Zukunft aussehen sollte:
Klarer Sieger der Wahl sind die Grünen mit 35% der knapp 1000 gültigen Stimmen, die CDU liegt als zweitstärkste Kraft 15 Prozentpunkte dahinter. Bei 12% liegt die SPD, die Tierschutzpartei bei knappen aber beachtlichen 8% und die FDP als schwächste Landtagsfraktion bei 7%. Nicht in den Landtag schaffen es die AfD mit 4%, die Linke und Die Partei knapp dahinter, sowie alle sonstigen Parteien, deren Anteil etwa 6% beträgt. Koalitionen wären für die Grünen gemäß der Sitzverteilung mit jeder Partei möglich.
Für eine genauere Wahlanalyse waren auf dem Wahlzettel außerdem das Geschlecht und die Stufe der Wählenden ankreuzbar. Bemerkenswert ist, dass es eine Gruppierung gibt, von der keine Stimme an die AfD ging – die Schülerinnen der Oberstufe.
Während bei den Unterstufenergebnissen nur Grüne, CDU, SPD und Tierschutzpartei in den Landtag eingezogen wären, wählte die Mittelstufe so, dass Grüne, CDU, SPD, FDP, AfD und Die Partei Landtagsfraktionen geworden wären. Statt der AfD und Der Partei schaffte es bei der Oberstufe die Linke über die 5%-Grenze.
Interessant ist ebenfalls, wie sich das Ergebnis der Schülerinnen-U18-Wahl zu dem der Schüler-U18-Wahl als linksorientierter verhält. Die Schülerinnen wählten jene Parteien in den Landtag, die auch im Gesamtergebnis vertreten sind. Dem entgegengerichtet wählten die Schüler Die Partei und die AfD als Fraktionen, die Tierschutzpartei erhielt keine Sitze. Auch schnitten Grüne und SPD hier leicht schwächer ab, CDU und FDP dafür stärker.
Bei U18-Wahlen stellen sich meist viele die Frage, inwieweit die Wahl von der Schülerschaft tatsächlich ernstgenommen wird. Als Wahldurchführende können wir nur betonen, dass der eindeutig größte Teil der Augustinerschüler*innen die Wahl ebenso ernsthaft behandelte, wie es Wahlberechtigte tun. Es sind nämlich nicht nur jene Milieus, die in der ASF repräsentiert sind, auch bei den Wahlergebnissen wiederzufinden. Die Wahl war auch eine von vielen ersehnte Möglichkeit, ihrer politischen Meinung Geltung zu verleihen.
– Max Wäsch